Werdings Tiere: Der Computer macht alles

Doch die Welt unsrer Kinder, Wie sieht sie einmal aus? Wenn kein Vogel mehr singt, Und kein Baum blüht vor dem Haus. Fragst du dann den Computer um Rat, Kann es sein, daß er kläglich versagt.

Text: Hans-Ulrich Weigel Album: In tiefer Trauer (Juliane Werding) (1972)

Erst wenn der letzte Vogel nicht mehr singt und der letzte Baum nicht mehr vor dem Haus blüht, werdet ihr merken, dass Computer als Ratgeber kläglich versagen können. Trotzdem gehört dem Computer die Erde. Und dass er den Menschen ersetzt, während er gleichzeitig unser Leben lenkt, ist im Jahr 1972, dem Erscheinungsjahr von C und Pong, eine beachtliche Leistung. Heutzutage fliegen Vogeldrohnen, die vielleicht nicht hübsch singen, aber zur Vertreibung echter Vögel greifvogelähnliche Schreie abgeben, und zukünftig verwalten Wälder sich mittels Blockchain selbst.

Schon von Beginn an rhythmisch maschinenartig steif und klanglich futuristisch monoton sollen gegen Ende des Liedes noch allerlei Effekte den Eindruck vermitteln, dass der Computer dem Menschen die Musik vollends entreißt und – passend zur umweltbewegten Technikfeindlichkeit des Textes – zerstört. Vielleicht hätte dem Lied ein Text von Theo Lutz und seiner Z 22 gut getan.

In wie vielen Liedtexten wohl hektographierte Briefe versendet werden?

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